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Nachlese

zu einem Abend mit

Harald Schmidt und Timo Frasch

 

Bayerischer Hof

Königssaal

Promenadenplatz 2 - 6

80333 München

 

am Donnerstag, 11. Mai 2023


Dr. Andreas Bachmeier, Präsident des Peutinger-Collegium e.V., eröffnet die Veranstaltung und begrüßt die Gäste zu einer „besonderen Ausgabe“ der Peutinger-Abende. Tilman Röder, kooptiertes Präsidiumsmitglied des Peutinger-Collegium e.V., übernimmt die Vorstellung der Referenten Harald Schmidt und Timo Frasch.

Herr Frasch wurde geboren in Illertissen im Landkreis Neu-Ulm. Er studierte in Würzburg, Mexiko-Stadt und Bonn Politikwissenschaften, Geschichte und Romanistik. Nach Praktika bei der Bunten und der BR-Sportredaktion kam er zur Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Erst als Volontär, später als politischer Redakteur. Seit 2018 ist er politischer Bayern-Korrespondent mit Sitz in München. Er hat den Ernst-Robert-Curtius-Preis gewonnen und war für den deutschen Reporterpreise nominiert. 2019 erschien sein Buch: Sie stellen mir Fragen, die ich mir nie gestellt habe: Männergespräche.

Herr Schmidt ist geboren und aufgewachsen in Nürtingen. Er engagierte sich als Organist und Chorleiter in der dortigen Kirchengemeinde. Nach dem Abitur studierte er Schauspiel in Stuttgart. In der Zeit war er bereits als Moderator im Radio zu hören. Er war drei Jahre lang aktiv an den städtischen Bühnen in Augsburg. Danach führte ihn der Weg ins Kabarett. Er war Mitglied des Ensembles des Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Bald folgte ein eigenes Solo-programm. Die TV-Premiere feierte er mit „MAZ ab!“. Danach folgte die „Pssst…“, „Schmidteinander“ mit Herbert Feuerstein und die „Harald Schmidt Show“. Als Schauspieler trat er unter anderem bei Rosamunde Pilcher und dem Traumschiff auf. Herr Röder übergibt das Wort an Herrn Frasch und Herrn Schmidt.

Frasch: Wie sehen Sie die aktuelle Situation beim FC Bayern? Lothar Matthäus kritisiert, das „Mia san Mia“ fehle. Was ist das überhaupt?

Schmidt: Lange Zeit war das Uli Hoeneß. Ich habe Schwierigkeiten, mir vorzustellen, dass Kahn und Salihamidžić im großen internationalen Geschäft die Bedingungen diktieren.

Frasch: Es soll jetzt eine Aufsichtsratssitzung geben mit dem Ergebnis: Kahn geht, „Brazzo“ bleibt.

Schmidt: Wer kommt statt Kahn? Eigentlich egal, internationaler Fußball macht so viel Spaß, da ist der Abstiegskampf spannendender. Je mehr Rummel je mehr Klartext, desto lieber ist mir das!

Frasch: Thomas Tuchel spricht auch das Intellektuelle an. Was halten Sie von ihm?

Schmidt: Das Intellektuelle für mich nicht so wichtig. Ich vermisse Trainertypen wie Werner Lorant oder Udo Lattek. Mir ist es zu wissenschaftlich und leistungsorientiert geworden. Mein Lieblingstrainer aktuell ist Ancelotti.

Frasch: Das hat aber hier in München nicht sollen sein…

Schmidt: Diese Gefahr ist jedem Bayern-Trainer bewusst. Sicheres Zeichen für eine Trainer-Entlassung ist immer der Titelgewinn. Dann wird es eng. Ich habe einmal gehört, wie Thomas Tuchel in Italien Urlaub macht – keine Spaghetti, kein Wein kein Weißbrot – klingt nach Spaß!

Frasch: Werden die echten Typen zurückkommen?

Schmidt: Glaube ich nicht. Die Spieler werden schon im Internat gedrillt. Unterm Strich geht es um das Geld. Ich verstehe nicht, warum das Geld den Fußball kaputt machen soll. Der Scheich kauft doch eine super Truppe zusammen für Pep Guardiola! Ob so ein Messi 200, 300 oder 400 Millionen bekommt – spielt doch keine Rolle. Die Frage ist, wieviel er einspielt.

Frasch: Themenwechsel – Was denken Sie, Herr Schmidt, zur Causa Boris Palmer?

Schmidt: Ist mir zu regional, mir ist das alles zu klein. Auch die Trauzeugen-Affäre.

Frasch: Wo fängt die Interessensschwelle bei Ihnen an?

Schmidt: Bei Wirecard und aufwärts – Treuhandkonto in Manila. Das finde ich spannend. Mir gefällt außerdem die Anwalts-Brigarde – Wie im Krimi! Ich mag große Prozesse, das muss man sich leisten können. Das ist dann nicht von der Rechtsschutzversicherung gedeckt.

Frasch: Auf wen setzen Sie bei den US-Wahlen?

Schmidt: Am Ende macht es Joe Biden, weil man sagt: Er ist fit. Mir ist übrigens aufgefallen, Joe Biden sagt viele Sätze zweimal. Ich frage mich: Macht er das, weil es ihm wichtig ist? Oder macht er das, weil er vergessen hat, dass er ihn gerade schon gesagt hat?

Frasch: Stichwort #MeToo – Aktuell wird der Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre diskutiert. Der war mal Ihr Autor. Haben Sie noch Erinnerungen an diese Zeit?

Schmidt: Ich habe noch gute Erinnerungen! Er hat in einem Artikel das Wort „kumpeln“ erfunden. Daraufhin habe ich ihn engagiert. Er ging damals schon mit sehr schicken Anzügen in den Redaktionsbüros herum. Ich habe mich tagsüber vor dem Team versteckt. Das Einzige was ich machte: Stopp beim Kaffeeautomat. Den gab es bei mir kostenlos. Aber die Geschichten, die ich dort aufgeschnappt habe, haben diese Kosten um ein Vielfaches eingespielt. Die Dramen und Schicksale waren dann abends in der Sendung – natürlich verklausuliert.

Frasch: Fühlen Sie sich als Arbeitgeber sicher?

Schmidt: Das ist alles in der Sendung zu sehen. Bei mir ist nichts geheim. Unsere Maxime war: Wenn wir jede Sendung draufhauen, müssen wir hinter der Bühne sauber sein.

Frasch: Stuckrad-Barre reflektiert seine Zeit bei Ihnen: Gags über Monica Lewinsky, das würde er heute kritisch sehen. Sehen Sie das auch so?

Schmidt: Das war damals völlig normal. Auch bei David Letterman. Sich nachträglich darüber Gedanken zu machen, ist für mich uninteressant. Das Buch habe ich nicht gelesen. Viel zu großer Medienhype. Jahrelang sich bezahlen zu lassen und dann im Nachhinein so ein Buch zu schreiben, finde ich öde. Ich habe jeden Sender beschimpft, während ich bei dort gearbeitet habe.

Frasch: Ein Wort zu Matthias Döpfner – er dachte, die veröffentlichte SMS an Stuckrad-Barre sei privat gewesen …

Schmidt: Das verstehe ich nicht. Ich gehe bei allem, was ich schreibe davon aus, dass es irgendwo auftaucht. Das kenne ich von Baraufenthalten – „ich sage euch was, aber das bleibt am Tisch“. Da kann man es gleich in den Tagesthemen bringen.

Frasch: Ein Wort zu Helmut Dietl.

Schmidt: Für mich ein Genie. „Monaco Franze“, „Münchner Geschichten“, „Kir Royale“, „Schtonk!“, das waren Meilensteine.

Frasch: „Zettl“ war nicht erfolgreich. Warum hat es in Berlin nicht geklappt?

Schmidt: Das war eine andere Zeit, außerdem funktioniert Politik-Satire nie. Bis so ein Film rauskommt ist der „kalter Kaffee“.

Frasch: Wie sehen Sie die Zukunft des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder?

Schmidt: Ich war letztens in Fürth im Brauhaus – da hieß es: Der Markus hat Angst! Ich kann das nicht einschätzen.

Frasch: Würden Sie sich wünschen, dass er auch für Sie als Kölner mal zuständig wäre?

Schmidt: Ich glaube, es spielt keine Rolle, wer Bundeskanzler ist. Wir sind so eingebunden: EU, NATO. Wo kann schon wirklich etwas in Berlin entschieden werden?

Frasch: Annalena Baerbock – Wie beobachten Sie ihren Stil?

Schmidt: Mit Blick auf ihre Biographie: Das deutsche Volk ist bereit, zu verzeihen. Die Frau ist gut – feministische Außenpolitik. Da geht Xi Jinping die Düse.

Frasch: Gibt es zu Hause klimapolitische Diskussionen mit Ihren Kindern? Werden beim Traumschiff falsche Signale gesendet?

Schmidt: Nein, die sind ganz froh, wenn ich mal weg bin. Die Frage: „Wann kommst du wieder?“ hat eher was Optimistisches: „Kommst du überhaupt wieder?“.

Frasch: Sie sind nicht mehr der Allerjüngste mit 65 Jahren. Wie ist der Plan für Ihre Restlaufzeit? Thomas Gottschalk macht einmal im Jahr eine Nostalgieshow...

Schmidt: Mein Respekt vor Tommy ist zu groß, um darüber zu urteilen. Ich bin in einem anderen Genre. Ich bin ekelerregend gut drauf. Ich habe „Traumschiff“ gedreht, ich war in diesem Zuge in Singapur. Ich habe das Gefühl: Hier ist die Zukunft am Laufen. Andere Länder machen ihr Ding. Unsere Meinung in Deutschland ist da nicht gefragt.

Frasch: Ihnen geht es also gut.

Schmidt: Ja! Ich habe zum Glück nie Sport gemacht, deshalb sind meine Gelenke auch noch in Ordnung.

Fragen aus dem Publikum:

Frage: Können Sie sich vorstellen, in Singapur zu leben?

Schmidt: Ja! Das Klima dort ist gut für mich. Es ist dort sehr sauber – gerade, wenn sie aus Köln kommen. Das funktioniert dort unheimlich gut, die Zukunft liegt in Asien.

Frage: Warum gibt es Menschen, die nicht aufhören können?

Schmidt: Jeder muss selbst wissen, wie er das macht. Ich mach ja auch weiter, aber nicht im Fernsehen, sondern auf der Bühne.

Frage: Was hört man auf anderen Bühnen über München?

Schmidt: Lebensqualität und Schick-Micki. Eine elegante Stadt mit einer schwierigen Wohnungssituation. Für mich wäre es aber zu anstrengend. Man muss immer alles richtig machen. In Köln ist das anders: Da fällt mal hier und da etwas um. Aber mit unserer Mentalität ist das kein Problem. München ist aktuell weit vorne. Deshalb wird der Absturz umso bitterer.

Frasch: Thema Nachtleben – In München geht da leider nicht mehr viel. Mich treibt die Angst um, dass München als Hauptstadt mit Herz ein bisschen seelenlos wird.

Der Austausch endet mit einem Dank von Herrn Röder an Herrn Frasch und Herrn Schmidt.

 


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