25.01.2024 – In die Rheingoldhalle waren mehrere Tausend Unternehmerinnen und Unternehmer aus 15 Kammern geladen. Im Eingangsbereich und an den Garderoben staute es sich, während im Hintergrund auf der Straße Traktoren mit gelbem Warnlicht, Polizei und Sicherheitskräfte anwesend waren. Auch im Saal spürte man die angespannte Stimmung.
In seiner Begrüßungsrede hob der frisch gewählte Präsident der IHK für Rheinhessen, Dr. Marcus Walden, diese Unsicherheit hervor. „Inflation, Energie- und Rohstoffkosten belasten die Bilanzen. Dazu kommen Lieferschwierigkeiten, lähmende Bürokratie und der Arbeitskräftemangel.“
In der nachfolgenden Diskussionsrunde stellte sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Fragen der Kammern. Nach eigenen Aussagen hatten die Kammermitglieder viel Input im Vorfeld der Veranstaltung bekommen. Auch die Moderatorin hatte einige Fragen mitgebracht.
Frau Dreyer hob darüber hinaus hervor, was die Stärken von Rheinland-Pfalz seien: „Wir setzen in Rheinland-Pfalz ganz stark auf wirtschaftliche Zukunftsfelder wie Wasserstoff, Künstliche Intelligenz und die Biotechnologie. […] Wir wollen mit Ihnen als Unternehmen Gewinner der Digitalisierung werden, mit guter Arbeit und wirtschaftlichen Erfolgen auf traditionellen und neuen Märkten.“ Ein positiver Ausblick ist wichtig.
Auch Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck griff diese Themen auf. Er sei genervt davon, dass man sich immer auf das „nicht verlieren“ fokussiere, anstatt das Gewinnen. Es erfordere Mut, Entscheidungen zu treffen und Mut, dabei Fehler in Kauf zu nehmen. Wir müssten die Frage beantworten, ob wir „wieder mehr Verantwortung zu denen geben, die eigentlich die Entscheidungen treffen.“ Entscheidungen zu treffen, hieße aber auch Risiken in Kauf zu nehmen. „Ich mag nicht glauben, dass wir uns für den Weg der absoluten Sicherheit entscheiden. Weil das ist der Weg, dass sich in Deutschland nicht genug, nicht schnell genug etwas bewegt.“ Damit forderte Herr Dr. Habeck nicht nur die Kolleg*innen aus der Regierung auf, mutigere Entscheidungen zu treffen. Auch die Gesellschaft habe hierbei mitzuwirken und nicht jede Fehlentscheidung derart kritisch zu bewerten, wie es aktuell der Fall ist.
Ferner schloss sich Herr Dr. Habeck Malu Dreyer an und betonte die Stärken des Landes: Kooperation, Weltoffenheit und Kompromissfähigkeit. Dies mache eine liberale Gesellschaft und eine offene Demokratie aus. Auch wir Wirtschaftsjunioren schließen uns dem an.
Durch Kooperation lassen sich große Projekte anschieben. Wir kooperieren miteinander, mit Sponsoren, Unterstützern und unseren Mitgliedern und Gästen auf unseren Events. Ohne Kooperation hätten wir nicht so wundervolle Events, wie es aktuell der Fall ist.
„Wir sind Mitglied eines der größten internationalen Verbände junger Unternehmer weltweit. Etwas anderes, als Weltoffenheit käme bei für nicht infrage.“ So Kreissprecher der WJ Mainz (Rheinhessen), Matthias Winter. Deutschlandweit bekannten sich in der letzten Woche viele Kreise und Führungspersonen zu internationalem Austausch und Vielfalt. „Für Rassismus und Abschottung ist bei uns kein Platz.“
Auch die Kompromissfähigkeit wird bei WJ großgeschrieben. „Denn letztlich müssen jeden Tag, in jedem Kreis und auf allen Verbandsebenen Kompromisse erzielt werden.“ Sei es bei der Festlegung von Jahresplanungen oder beim Einsatz von finanziellen Ressourcen und ehrenamtlichen Arbeitsstunden. „Wir haben viele Ideen, aber nicht alle sind umsetzbar – meist, weil die Zeit dafür fehlt.“
Im Grunde rief Herr Dr. Habeck mit seiner Rede die Politik, die Unternehmer*innen, aber auch die Gesellschaft im Kern zu mehr unternehmerischen Handeln auf. Unternehmerisches Handeln, dem sich auch wir WJ verschrieben haben, Dinge voranbringen und Verantwortung übernehmen. Es verwunderte daher nicht, dass er für seine offenen und ehrlichen Worte, viel Applaus und gar Standing Ovations erntete.
Im Anschluss an die Veranstaltung hatten wir schließlich die Möglichkeit, uns mit den anderen Gästen zu vernetzen. Es sind viele Gespräche bei Brezeln und Wein entstanden. So, wie es sich für Rheinhessen eben gehört.
Die Aufzeichnung der Veranstaltung einschließlich der Reden ist abrufbar auf Youtube unter:
YouTube-Kanal der IHK für Rheinhessen
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